Leseproben aus "Saat der Gedanken"
 
 
Frühling
  
Ich räkle mich zur Sonne,
dem Keime mach ich's gleich,
genieß' - wie er - mit Wonne
das Licht, so warm und weich.
Die Müdigkeit entschwindet,
die Regsamkeit erblüht,
und Daseinsfreude findet
sich wieder im Gemüt.
Doch es erwacht nicht nur
in mir allein das Leben:
Auch rundum der Natur
wird neues Sein gegeben.
Wie lieblich klingen wieder
aus nun belebtem Wald
der Vögel Jubellieder.
Die ganze Welt erschallt!
Es zeigen sich die Wiesen
im frischen Blumenkleid,
als Bildnis zum Genießen,
dem Schauenden zur Freud.
Und wenn die Frühlingsluft
mir sanft entgegenweht,
nehm' ich ihn wahr, den Duft
des Veilchens, das da steht.
Das Veilchen - sicherlich  -
genießt mit mir das Sein,
ergötzt sich, so wie ich,
am Frühlingssonnenschein!
© Maximilian Unger

Herbstblatt
 
Im letzten Sonnenstrahl
schwebt
tanzend
das goldene Blatt
und gesellt
sich sachte
zu den Geschwistern
auf der Erde
um zu enden
in kollektiver Allianz
alsbald unter
weißer Hülle
 
© Maximilian Unger

Der Wille und die Tat
 
 
Gar oft blickt er beim Fenster rein,
der Wille. Immer wieder!
Ja, soll das denn schon alles sein?
Ein kurzer Blick, dann flieht er!
Schon wieder späht er durch die Scheibe,
ganz kurz nur und verzagt.
Der Wille findet keine Bleibe,
scheint mutlos und gejagt!
Es scheint, es wird der Wille noch
recht oft durchs Fenster schauen,
bis sich die Tat schlussendlich doch
durchs Eingangstor wird trauen!
 
©Maximilian Unger

Worte
 
Achtlos
den Lippen
entschlüpft
verrieten sie dir,
was ich für immer
verschlossen wähnte
in  meinem  Innersten.
 
Nun zeigt sich ein Riss im Band,
das uns verflocht zu jener Beziehung,
die endlos Bestand haben sollte.
 
Worte! Im Grunde ein Segen
sie offenbart zu haben.
Zeigt dies mir doch:
Dieses Band
war dünn.
 
© Maximilian Unger

Wert der Dinge
 
Ist's dürftig auch, was du an Werten besitzt,
so ist es ein Schatz meist, worauf du hier sitzt.
Die Dinge, die rück' nur hinein in das Licht,
und plötzlich, da siehst du's: So wenig ist's nicht!
Gib acht drauf, denn erst der Verlust, der belehrt
so Manchen, was er hat besessen an Wert!
 
© Maximilian Unger
 
__________________________________________________________________________